Freitag, 21. November 2014

Lebenswert




Wie viele Jahre Verzweiflung
sind sieben Wochen Hoffnung wert?
Keiner hat so lange gelebt, dass er sie bereut hätte.
Wiegt man sieben Wochen Hoffnung in Edelmetall auf,
bekommt die Erde einen zweiten Mond aus purem Gold.

Die paar Wimpernschläge bis zum Tod
sind mir als wären sie schon vergangen;
die langen Abende, besonders im August,
bleiben für immer Gegenwart.

Was zeitlos ist, bedarf keiner Erinnerung, - Vollkommenheit
kennt keine Vergangenheit, und Zukunft wäre nichts wert,
wenn man weniger als das Unmögliche erwartete.
Vergänglichkeit lügt: es ist nie das Ende.
Es ist immer Ende August.


 9.2014

Donnerstag, 11. September 2014

Weltaufgang 2012




Leiser als Blicke fallen die Tage im Regen
Blatt für Blatt, noch so grün und neu, losgerissen
in der nautischen Morgendämmerung, schlaflos
im zarten Grau ihrer verfremdeten Photographie.
August war ihr Lieblingsmonat, und sie schrieb
leichter als andere zu fliegen träumen. Gewitter
aus Traumkaskaden brannten den Sand der Zeit
zu Glas, in dem sich nun der bedeckte Himmel
und ihre Blicke spiegeln; Bäume flüstern ihren
lieblichen Namen im Wind, und in Wolken gehüllt
begrüßt die Sonne die letzte Augustwoche. 

 7.2014

Freitag, 8. August 2014

Heroischer Nihilismus





Kein liebendes Lächeln begleitet am Morgen
die schüchternen Blicke, kein lieblicher Mund
berührt meine Lippen, wenn diese so dürsten
nach Nähe, - so geht es dem einsamen Fürsten
tagtäglich, nachtnächtlich, das ganze Jahr rund.
In steinerner Wüste selbst nachts nicht geborgen,
kein Heim für die Seele, ein Leben im Nichts.
Als leuchtendes Beispiel die gleißende Sonne
aus Trotz überstrahl ich, vergnüge die Schöne,
die fernab der Welt thront; der Sinn des Verzichts
auf jegliche Linderung bleibt ihr verborgen.

 7.2014

Freitag, 9. Mai 2014

Reinheit




Ein edler Mann lebt keusch in jeder Welt,
die zeitlich ist und eine Willensprüfung.
Wer nichts als Staub ist, kriecht im feuchten Dreck,
aus dem er kommt, zu dem er wird, der Flirt
mit dem Vergänglichen, Versauten und dem Nichts
ist eines Jammerherzens schändliche Romanze.

Der Edle aber, geistesgroß und herzensweit,
der überlebebenslang ersehnten Mädchenbilder
heilige Reinheit weiß für immer unverletzt.
Sie wird berühren einst sein Herzenszart,
wenn er in Prüfungen die Reinheit selbst geworden.

O unvergänglich großes Wort! Du klingst so schal
den Schafen, deren Sudelschlaf du schlachtest
mit sonnenklaren Träumen rechter Lust.
Du zeigst den Weg des Würdigen, dem Früchte
sich liebend an die Zähne schmiegen, dem
das Weib Natur sich nackt zeigt unverdorben.

 3.2014

Dienstag, 29. April 2014

Perpetuum Mobile




In Wahrheit ist alles Zukünftige eitel,
dem Tode geweiht und dem Leben entrissen;
der Saal ist verlassen, der Film flimmert weiter,
doch niemand wird mehr diese Bilder vermissen.

So ist dann auch alles Vergangene nichtig:
hinfort der Betrachter - wer soll sich erinnern?
Das ewige Fließband kennt nur eine Richtung,
am Ende ein Abgrund, verloren für immer.

Wie kann da das sinnlose Jetzt überraschen?
Was immer passiert, darum ist es geschehen,
wer nicht einsam war, wird für immer verlassen, -
im Nichts wird die bittere Einsicht vergehen.


 11.2013

Montag, 28. April 2014

N/D




In dunkler Nacht ist alles eins und fließt,
Gott ist der Tod. So träumte ich von dir,
und du erwachtest in der Nacht und bist
bald Morgenrot, und dann vergehen wir, -
die Sonne grüßt den Logos und das Nichts,
Töten und Sterben, Mittagszeit des Lichts.

König der Welt, o Ich! Ein einsam Wahn,
der alle Zeit vertilgt und sich verzehrt.
Der Vatermörder stirbt, die Lust erwacht,
die Mutter ruft, die Schandtat ist vollbracht.
Der Schrecken süßt das Festmahl und verkehrt
das Erdschwarz himmelwärts, wie abermals getan.


 3.2014