Montag, 21. August 2023

Im Grunde

 

 

 

 

da der mensch eigentlich gut ist

umso schwerer wiegt dann das böse

unnötiger ist es unentschuldbarer

unbegründeter – oder ist der grund

im mangel des guten

den es aber nicht gibt


wer verknappt künstlich die empathie

warum muss die liebe scheinen

ein unerreichbares desiderat zu sein

– nein. es gibt mehr als genug für alle

zuerst in den hellen räumen unserer selbst

die wir uns nicht trauen zu öffnen


und in den anderen – warum absichtlich bahnhof verstehen

dann noch bahnhof nach auschwitz. in ihren augen

ist nur menschlichkeit: sehnsucht verzweiflung lust

zartheit sympathie langeweile interesse hoffnung

ich sehe keine mörder ich sehe menschen

die (k)einen menschen in mir sehen

wir entscheiden selbst


Freitag, 18. August 2023

Urnacht

 

 

 

 

das wird sich nicht verlieren

es baut wie lust und ewigkeit

aufeinander und auf tiefe auf


weniger als der rahmen sein

nur die schutztür hinter welcher

endlich glück stattfindet


die schuld geboren zu sein

nicht den verstand verlieren


der tod ist ein langes ausschlafen

Montag, 14. August 2023

Augustnächte

 

 

 

 

Der Abgrund ruft dem Mond zu: "Keine Sonne

am Himmel war, und wird dort niemals sein!"

Der Mond ist blass, er will nicht diskutieren.

Es hjüht und dwallt und bédet, krumm und grumm,

schallt, zhallt, exhallt die Wolken dichter Wald

der dunklen Wesen, uhen tausendkehlen

die Antischatten sachsam: "Redered".


Die zarten Gräser, wissend von dem Tag

streicheln das Barfuss leichter Wanderelfe,

die liegt und fliegt, und Kälte zerrt die Luft

zum Wasser hin, wo kann und ist und bin.

Zum See und weiter, rein ins Panorama

laufen die zarten Elfen Hand in Hand.


Die Nacht lacht hach den jähen Abgrund an:

nicht Grab ist sie, sie Ruhebett der Sonne,

die hauchhaft schläft, das feurige Geherz.

Der Untod treibt derweil Unwesen sein.


Dort ist ein Punkt, ein Selbstdrehangelpunkt,

verlassen, düstern, sonnenfern, ein Nichts

auf traurigem Asphalt. Doch "Redered"

im Wahn aus Selbstbespiegelspiegeln schallt.


Die Elfen schlafen sonnig Zart an Zart.

Der Tag bricht an, und Sonne, Liebe, Licht

uns lächeln keck. Ein Mädchen lacht verspielt.

Elfe

 

 

 

 

wie das hören eines rauschenden lausches

flascht es ins lichticht einhin


sternwolken nebligen riesels

nieig und sinnlich weiß

auf ahnung mit


krölicht zeffernd das ehl

in knisternden sistern zinzen

zahre faure fehel


wie halte ich die hand eines mädchens

das nicht existiert

Freitag, 11. August 2023

Die INFJ-Elfe

 

 

 

 

und jetzt ausgerechnet nach irland

wo der fluss bis limerick

ihren namen trägt

und sich in so vielen seen verliert


wie das bild von ihr

sich in so vielen seelen verliert

und meine fliegt weg

wie passend dass der flughafen

ihren namen trägt 


erstmal in dublin ankommen

und ja nicht daran denken

dass ich in einem bestimmten fluss

ertrinken könnte

Epikur

 

 

 

 

Einsamkeit, du lässt in Ruh,

ich schlaf aus allein.


Überdruss, du jäh vertreibst

eitlen Strebenswahn.


Ekel, schaffst die Lebenslust

wie ein Balg vom Hals.


Auf den Tod mich freuen lässt,

Krankheit, Schmerz und Leid.


Einsamkeit und Überdruss,

Ekel, Krankheit, Schmerz:

wo der Tod ist, seid ihr nicht.


Wäre nicht das Leben leicht,

wärst du, Tod, ein großer Trost,

und bist noch so viel mehr:


Lebe ich, freu mich auf dich,

bin bei dir, das Leid ist nicht:

Seelenruhe stets.

Lager Leben

 

 

 

 

Sie nahmen dir alles: die Zukunft, die Freude,

das Glücklichseinkönnen, die Liebe, die Lust.

Dein Leben ist Grenze und Kippe und Kante.


Sie zerrten und schnitten dich, ritzten dir Fratzen,

du warst für sie Klostein und Monster und Ding.

Du hattest nur Rachsucht und Hoffnung zu essen,

verweigertest schließlich (verhungertest nicht).


Mehr schmerzte als alles, so machtlos zu sein,

nicht helfen zu können, als jene geschunden,

denen du, weil sie litten, längst warst egal.


Du rettetest, halfst, immerhin, wo es ging.

Zerstört, lachst du herzlich, und bitter ist nur

die Schuld, die du als Überlebender fühlst.