Mittwoch, 28. Juni 2017

Endlos Endlicher




Die Menschheit brauchst allein, um selbst zu sein;
der Menschheit Leben, Sterblicher, - dein Tod!

Der Andere ist Menschheit - Mörder dir;
du bist ihm Mitmensch - schaufelst ihm sein Grab.

Wenn zwei zusammen kommen, soll der Tod
bereichert werden nach Dreivierteljahr.

Wenn viel auf einmal sterben, bleibt für viele mehr;
nach Hungersnöten werden Bäuche satt.

Dein Wesen ist unsterblich, doch du stirbst,
entgehst dem Widerspruch so in noch außer dir.

Sterblichkeit lebt so wohl wie Leben stirbt;
im Tode erst dir Wahrheit wird enthüllt.

2012

Sonntag, 25. Juni 2017

Nüchtern betrachtet




Ein Wunsch erfüllt sich nicht - die Hoffnung lebt,
doch nicht für immer: Kraft ist nicht unendlich.
Ein Wunsch erfüllt sich - die Enttäuschung lehrt,
sich nunmehr nie nur irgendwas zu wünschen.

Wohl wissend, dass dem so seit jeher ist,
kann ich nicht anders leben, als zu hoffen.
Wie lange narr ich noch mein müdes Selbst?
Die Lösung ist bekannt, der Weg steht offen.



 2012

Samstag, 24. Juni 2017

Man




Man spürt die Stadt: ein schwerer Sack zu schleppen,
feindselig, deprimiert die Morgenluft
die homogene freudephobe Herde
der sapienten Homos aus der Gruft.

Wie ein Gewicht auf den feinfühligen Gemütern
die Atmosphäre lastet, wunderfern
von Augen und Mündern halb geboren
halb abgetrieben. Nirgends blickt man gern.

Man legt sein Steinchen auf Allseelen Schultern,
und jeder trägt, was alle hingelegt.
Gebeugt, verbeult verseucht man jede Freude,
und heimlich wünscht die Stadt hinweggefegt. 


 2013

Dienstag, 13. Juni 2017

Den einst Begehrten




Wer zu vergleichen wagt die Edelgier
mit lapidarer Lüstlingslust, der spinnt.
Was groß-Ich fühlt, was edel-Ich sich wünscht,
sind inkarnierte Göttergeistgedanken.

Und alles Runterziehen ist umsonst:
Konsensdreck ekelt, unten lockt Mich nichts.
Dass eine hochkommt, hab Ich lang gehofft,
doch seh nun ein, wie unerreichbar euch die Höh.



 6.2014

Donnerstag, 8. Juni 2017

Thermonukleares Schlusswort





Die Pokalypse wird nur unterstreichen,
was durch das Mädchen kraftvoll postuliert:
Millionen Sonnen, nukleares Feuer,
der Augen Blicke lieblichst helles Licht!

Die Bomben, das ist sicher, werden fallen.
Seid nicht betrübt: das ist nur, wie ein Herz,
welches ein Mädchen liebt, der Welt geöffnet.
Die Menschheit stirbt - das Mädchen ist verewigt.

Ach, hättest du das Mädchen nie gekannt,
verkohlte Menschheit, wärest du umsonst!
Doch so wahr raucht dein strahlendes Gebein,
im göttlich Mädchen hattest deinen Sinn.



 2012

Dienstag, 6. Juni 2017

Antizeit





Es gab Zeiten (vor Urzeiten), Zeiten -
Die Zeitrechnungen stritten sich zäh;
Zukunft: Weiten, unendliche Weiten,
Räume, Träume vergingen zu jäh.
Zeit, um letztmals den Tee zu bereiten,
Den nostalgischen, bitteren Tee,
Um bei Dunkelheit davonzureiten
In ein Land ohne Zeit; Zeit, verweh!


2010

Donnerstag, 1. Juni 2017

Kukòkuku




Ein Kukòku ist ein pointierter Dreizeiler



Diskretopathen


der leute meute grob und ungezogen
der geist der stadt ist kulturell verreckt
ein trost bei frost ist wenn der kaffee schmeckt




Furchung


die stille furcht
der zeichen gegensatz
in frageleben grundnah unverwusst





Laufgang



backstein und haar
lichtmädchen und vernunft
der waffe lauf gang des lebens




Blattblau


herbststein im abendbraun verglüht
die brücke segelt in die luft
ein schnee die fee dem morgen ruht





Null zu Null


erwartung fragt nicht
lächeln verrät sich
blicke zerstören mögliches




Weiße Bahn


Verschneite Brücken
Rädermonster schmecken Schnee
Eis atmet der Wind




Кronen


die baumkronen bergen wald
in schneen tickt der see
das kalte fahren läuft




Zeitaus


der ort muss finden seine zeit
der stille mund sein wort
im lauten entbehrliches gedeiht




Nihinebel



heut fällt aus allen wolken ein düsterer regen
das weiße im grau senkt sich mit dem nebel
ein schwarzer sternenhimmel (ohne sonne) steht uns bevor




Allschwül



frieden ist eingekehrt
alle haben sich lieb
grillen schwärmen aus 


 2012