Wie ist es denn, als Nichtautist zu leben?
Immerbesoffen - so stell ich´s mir vor:
eine Verbundenheit mit andern muss es geben,
die ich im Alkoholrausch kenne, doch nicht so.
Der Kopf ist immer an, Gedanken sprudeln,
doch quälen auch, und lassen niemals los.
Die Nichtautisten schalten ab, in Rudeln
bewegen sich und leben leicht drauflos.
Mich unterdrückt kein Gruppenzwang, bin selber
mein eigen Herr, doch auch mir selbst Tyrann.
Meine Beziehungen sind Interessenfelder -
mit einem Menschen hab mich nie zuzweitgetan.
2013
Ein Mensch steht unbescheiden auf zwei Beinen,
als brächte ihn kein einzig Schwert zu Fall;
preist schön die Welt, bis dieser Schweinestall
ihn plötzlich riechen lässt am Niedrigen, Gemeinen.
Ein Mensch vertraut den Menschen wie ein Kind:
nichts wird mir angetan, da ich das Gute will!
Kaum ausgesprochen dies, schon vor Entsetzen still:
Betrug und Lüge lehren ihn, was Menschen sind.
Kein Mensch zu Grabe geht, bevor die Hoffnungen enttäuscht;
niemand fährt auf, bevor die Höll ihn aufgezehret;
kein Glück auf Erden wird durch Lehrleid je gemehret.
Kein Mensch wird rein um seiner Selbst geliebt;
Gesundheit, Macht und Ehr dein Reichtum sind dem Volke,
und solang lenken ab, wie deine Lebenskraft gemolken.
11.2012
Transenten auf dem Geländer
auf Futter warteten. Es kam,
wobei ein unbekannter Gender
vorbeilichst im Kanale strahm.
Transküken ließen viele Lücken,
die Konserwäne schnell gefüllt,
und wieder konnte Ent sich bücken,
ohne dass jeent ihn transglückt.
Als zahlreich wurden Konserwäne,
derselbe Gender strahm vorbei;
bevor der Leser endlich gähne,
translassen wir es weiter frei.
2011
Wes Schandschwanz glitsch auf Betten lüstert,
des Zung wie Hundi nettgedrillt;
die Bettsau redet nach dem Munde
den Hirnlosköpfchen abgefüllt,
und beide gehen sie zugrunde.
Wes Schamorgan halbwegs noch werkelt,
der fertigt dreiwegs Haltung recht
auf allen Vieren wedeltänzelnd;
was ekelt, ist der runde Ferkel,
dem kein Gewissen fällt zu Last.
Dreck klebt am Schuh wie das Gewusste,
Gesehene am Wusstsein hängt,
es schwer in Tieffression versenkt.
Dass sich noch jeder bücken musste,
der Haltung hatte, ist geschenkt.
2011
Es nieselt. Hüstelnd schlendert ins Café
ein Mann mit Hut und Hündchen an der Leine.
Schlamm, Stiefel, Stöckel, Hundekot und Beine.
Schneeregen, Eiswind, Straße, Bäume, See
stellt er sich vor, bezahlt nicht angerührten Tee,
verlässt entschlossen das Café alleine.
2011
Rohrkolben, roh. In Gräsertiefe Zug
nach Düsterunten, weiter in den Sog.
Festhaltender, die Halme brechen, sink,
beiß in den schlingend vollen Wassermund.
Rohrkolben, rot. Licht bricht - kein Boot.
Licht bringt ein Blau, Fußsohlen sanft
am Weichkühl fahren auf, einzugraben.
Ein Wasserzug, ein letztes Ein. Rohrkolben, Rost.
2011
Wenn alles auf einmal Bedeutung gewinnt,
das Luftwort vom Nichts in der Sehnsucht zerrinnt,
streichelt ein liebender Eiswind das Herz,
die Seele ist wieder Kind.
Was ich heute weiß, es macht mich nicht mehr alt;
Entzaubertes längst, es lässt mich nicht mehr kalt.
Was, wenn wir nur Herbstlaub sind?
Blatt, flieg fort mit mir.
10.2012
Feinperlend kitzeln liebliche Sekunden
bis die Minute Bitterkeit erfährt.
Brecheisen, reingesteckt, beruhigen die Wunden,
bis mir die nächste Stunde widerfährt.
Ich seh ins dunkle Tief wie in das helle,
und nackt bei Frost auf blauem Eis verschnauf.
Wann kommt sie denn, die allerletzte Welle?
Ich rauche dich, Atemzug, noch auf.
10.2012
Funkengeschwistergewirr schwirrt bald aus,
Aus dem Lichtgras sich feurig erhebend;
Funken! Nicht greifen - einfangen lebend!
Lichter der Stadt still verlassen dort unten.
Unten - da schläft sie, ihr Fenster ist auf!
Puste die Funken zu ihr, tu die Tat!
Treib alle hin und entzünde die Stadt!
Nicht erhört, nicht gesehen, wird sie erfühlen.
Asche auf Haut, Haupt auf Haupt.
Rauchen Skelette, und du rauchst auf.
Die Dunkelheit schwindet, die Sonne erscheint.
Der Dunkelheit Licht, es war heller, nun weint
Grauer Himmel zurück zu der Nacht.
Der eisige Wolkenschweif taut.
2010