Samstag, 31. Juli 2021

Eine kleine Nachtmelancholie

 
 
 
Wegegang
 
Will schreiten, leise, still,
und niemanden bekümmern.
Doch überall, wohin ich leise tret,
ist Blut der Opfer eurer Holocäuste.
Im Traum sie zeigen mir geballte Fäuste:

"Rächt uns!", Milliarden schreien mir und denen,
die nicht wie Brett sind, sondern so wie ich.
Wir Empaths haben mehr als nur genug.
Ja, jedes Opfer jeden Unrechts tut uns weh.
Wie weiter, Menschheit? Einen weg ich seh:

ihr alle kniet. Oder in Zeitlupe
des Foltertodes heim zur Hölle fahrt.
 
 
 
Nahtod
 
Ihr seid Verbrecher, weil Betrüger:
es gibt nur Leben oder Tod,
so wie auch kein ein Bisschen schwanger.

Ihr gebt Hirnforschern Stoff zum Lachen,
Materialisten Witze machen
über das Leben nach dem Tod.
Ihr wart am Leben, wart nie tot.

Wenn man Figuren auf die Schränke
in euren Krankenzimmern legt,
könnt ihr nicht sehen, out of body,
was da so liegt, und doch erzählt
vom Blick von oben auf den Körper
und all den Ärzten um euch rum.

Entspannt trink ich nun einen Rum,
und weiß, was Transzendenz mir bringt,
wenn gutes Leben mir gelingt.
 
 
Antiasoziale Distanzierung
 
Distanz! Corona! Ernst: will keinen sehen,
der nicht die Miezen mir beim Namen nennt,
nach denen ich mich all mein Leben sehne.

Wer kennt mich schon, der nicht der Mädchen Hände,
die mir in Traum erscheinen, klar beschreibt.
Wir leben nicht im selben Universum.

O falsche Welt, o hartes Prüfungsleid:
bestanden hab dich mit Eins-Null als echt.

Du aber, Freundchen, gratulier mir nicht:
ein Simulacrum bist du nur, ein NPC.
 
 
 
Ich frag mich ernsthaft
 
Warum es immer hängt von Schönheit ab,
ob mich ein Mensch/ein Mädchenmensch versteht?
Ich achte be und ob, dass nämlich je
zerbrechlicher und zierlicher die Maus,
umso sie mehr mir Einsamkeit vertreibt,
und mich entführt ins Reich der Empathie,
wo Zärte, Zartheit, Zärtlichkeit und zart
feinfühlend reine Liebe kitzelt mich.

In Träumen zeigt sich dies besonders schön:
mir lächelt Unschuld, Schuld bejuckt mich nicht.
Mit zarten Mädchen kuschel kindlich ich,
und bin ein Kind, so wehrlos und verwöhnt,
und doch allmächtig, wenn Gewalt bedroht
Unschuld und Zartheit zarter Mädchen jäh.
Ich zelebrier dann Mord und Abermord,
als schnitt ich Gurken mir für den Salat.

Brutale Tat ist manchmal gute Tat,
doch will ich nur das Eine: mich zurück-
mit Miezen -ziehen, die mir schön genug,
um meines Geistes Tiefe zu verstehn.
 
 
Nightmaretraum
 
Befremdet seh ich mir mein Leben an:
warum bin da, kenn den, mach das, leb dort?
Warum heißt Weggang seines Selbstes Mord?

Wem schuld ich Sühne, was hab ich getan?
Warum in dieser Unterwelt noch länger weilen?
Die Seele will nach Hause gehn und heilen.

Bevor ich sterbe, trink ich noch viel Tee,
obwohl ich ja nicht sterbe, sondern geh.
 
 
Endwort
 
Nicht lass, o Gottheit, leben mich ein Jahr
zusätzlich noch, befiehl dem Schickesal,
mich feierlich dem Tod zu übereignen!

Nicht lieben will mehr, alles scheiße stinkt,
nicht Gutes mehr, als schon getan, noch tun.

Die weißesten der weißen Engelsflügel,
o Seele, endlich stolz ausbreiten tu,
und fliege heim zu wunderschönen Mädchen
und einem guten Freunde namens Gott.