Dienstag, 25. April 2017

Blaue Mondnacht





hinein in die nacht des abends
kein boden zählt deine schritte
die dunklen gleise verstummen
des windes singen ist kälte

an hohen laternen baumeln
sich rettende vor weiß das dunkel
an häusern die unten verschwinden
erahnst du das steigende wasser

die brücke wird lange nicht halten
die sanfte oase der härte
im allesverschlingenden wasser
der nassweichen tiefschwarzen wüste

nichts steigt mit dir hoch fortgetragen
schwimmst du hinauf in die wolken
die schneller im wasser versinken
als atmen wird zwecklose übung

der mond oben wird immer größer
du greifst mit der hand nach der kugel
minuten und diese verschwindet
in fluten und du hinterher 


 2010

Montag, 24. April 2017

Neuland




Ein neues Land. Mein Boot ist schnell vernichtet,
Spuren verwischt, kein Licht am Ufer brennt.
Ich gehe landwärts forschend in die Tiefen
Des Waldes, des Gebirges, ruh mich aus am See.

Das Land ist unberührt. Das will ich sicher wissen,
Nicht nur vermuten, - holze Wälder ab,
Suche nach Spuren, Artefakten, Hindernissen,
Vermute unter jedem Stein ein Grab.

Die Suche setzt dem Land gewaltig zu, so
An jedem neuen Tag der Spuren mehr,
Und ich mich kaum noch erinnern tu, wo

Ich selbst des Weges schritt, nicht irgendwer.
Ich mache mir ein neues Boot und fahre
Zermürbt ins Meer hinaus und in die Leere starre.


 2010

Freitag, 21. April 2017

Geiß




wogenumschimmert irrt der blaue geiß
mondnächte entlang unzieglich ins ziel
welcher lüste süchling welcher venen rauch
tief und kalt schleudert ihn mondwind entnacht
er irrt endsam er spürt den geschmack der frühe
sterne weisen ihn das lebendige ihm mitte
seine hörner mächtig leise sein schreiten
in dunstblaue unermondlichkeit hinein


2011

Mittwoch, 19. April 2017

Was falsch war




Ich habe oft des Schurken Rolle übernommen,
wenn ich unschuldig war, damit es weitergeht,
damit ein Ort für Menschlichkeit entsteht,
und habe mich nicht selten übernommen.

Wenn der, dem Böses angetan, den Bösen spielt,
um zu verstehen, zu vergeben, zu vergessen,
bedient er letztlich dessen Interessen,
der schamlos lügt, und stets die Unschuld spielt.

Ich bin der Gute - peinlich Wort! - und werd verlassen
den Ort der Schande, der für Schurken ist bestimmt.
Mich dauert jener, der sich weiter übernimmt.
Bei aller Gnade muss man Wahrheit walten lassen.



 2013

Montag, 17. April 2017

Es bahnt sich arg was dar





Lust ist mystisch; physisch: Brüste.
Wenn du wüsstest, Büste, grüß dich,
Gestern durstig, heute lustig.

Das Entweder zwingt zum Oder;
Köder-Köter aus Dakota
Mit sichselbstueller Note.

Tote? Nicht erwarte Torte
Vor der dünnen Himmelspforte:
Schlanke rein, die Dicken morde,

Engel. Fühlst du dich alleine:
Enge Weide, enge Leine.


 2011

Samstag, 15. April 2017

Hart auf Hart






willkürlich in die welt reingefickt
träumen wir zu sternen herauf
doch die scheissen nicht mal hinab
und wenn dann mit megadeaths
alle 250 millionen jahre



am rande des universums nicht
aber am rande des wahnsinns

zigeuner ist zu hoch gegriffen
dann müssten wir ja
von planet zu planet
aber wir bleiben
auf dieser dreckskugel



unsere eitelkeit hält uns am leben
und ein kräftiger schwarzer tee

wir die wir ständig ich sagen
doch niemals wirklich ich meinen
wenn es hart auf hart kommt

 2007

Donnerstag, 13. April 2017

Hehlwortgedicht zum Leffeln




Dereinst erkor im feinen Zwirn ein Frauenzimmer
ich mir zum Labsal aus, doch auf dem Kiewief war
der blümerante Büttel Hahnrei, auf dass immer
Fisimatenten feiten ihn vor der Gefahr;

und alldieweil ich küterte mit fidel
mesmerisierenden Kleinoden naseweis,
sah weidlich mukisch mich der Hahnrei an, und kiebig
einstweilen wurde sein absonnig Weib.

Feigherzig fürderhin, Fraktur zu reden,
hielt Maulaffen feil der gute Mann;
doch stramm und schmissig zog er seine Fäden:
Adlatenpack kommt, deucht mir: "Höchste Eisenbahn!"

 9.2014

Dienstag, 11. April 2017

Bounty. Paradiesischer Genuss.





O Büste der Nofretete, Nosferatu möge sie holen/

denn Mono versetzt schon akustisch Berge, wo Stereo nicht.



O Echnaton, der du vom Marse empfingst die Gesetze/

wo heute im Lande des Dich leben lauter Snickersianer.



O Moses von und zu Abschreiberberg, mühtest lange/

dem Wüstenvolk brachtest Pyrrhussiege der Sisyphusarbeit.


 2012

Mittwoch, 5. April 2017

Mensch




Voller Liebe und Bedauern sehe ich zu Dir hin

auf der Suche nach einer einzigen Geste

die meine Zuneigung rechtfertigte

nicht den Atompilz –

doch da ist

nichts.


 10.2014

Dienstag, 4. April 2017

Steinziege




Steinziege, steinzige,

ja, diese einzige

Einziege.



Einzige,

die ziegeneibezüglich

Geizige. 


 2011

Montag, 3. April 2017

Enteuscht




Was bringts, die Tiefe der Enttäuschung zu verbergen? -
Ich hab mich nicht, und wurde nicht getäuscht.
Ohne Erwartungen arschtief verarscht zu werden,
macht einen guten Menschen einfach nur enteuscht.

Enteuscht! Ich habe wirklich nichts erwartet,
und doch das Unterbieten unterschätzt:
das Schlechtestmögliche als Schicksal abgewartet,
und beim unmöglich Schlechten mich verschätzt.

Wir leben wohl in einem Film von Regisseuren
Sam Raimi, Michael Bay und Uwe Boll.
Man brachucht sich übers Drehbuch nicht empören:
es stammt von einem Grenzdebilen wohl.

Ich bin mit guten Filmen aufgewachsen,
und weiß, was schlimmstens zu erwarten ist, -
und wurde wohl deswegen nicht “erwachsen”:
kein wert- und werteloser Nihilist.

Die Hölle Georg Heyms plus Zombiesplatter -
das ist die Welt, als Heldenepos vorgetäuscht;
wer sie erblickt, selbstgleich beim schönsten Wetter,
wird einfach nur toilettentief enteuscht.

 4.2016