In edler Trauer hochhöhe ich erhaben
über der Welt auf Gipfeln höchster Höh.
Das zarte Gute nimmt die Form des Schönen
an - mir nach Liebe, Wunsche und Begehr.
Der schärfste Adlerblick hinunter sieht nicht
das dröge Böse, das da unten darbt.
11.2015
Ich war: ich bin. In Liebe und bei Dir
sah ich Quasare, kuschelte mit Mädchen.
Was riss mich fort? Wer schüttelte am Baum,
wo meine Seele, schöne Kirsche, hing?
Dann kam das Dunkel, dann ein grelles Licht,
der scheußliche Geburtskanal;
das kalte Nass, Sekrete, Fratzen, Stimmen,
ein neuer Name, Ohnmacht, Angst und Weh.
Hier darbt man schrecklich, baut Dir Kathedralen,
hält Dich für seinesgleichen, bloß mit Macht.
Steht noch der Kirschbaum? Wer bewohnt mein Haus?
Kann ich zurück? Wenn ja – warum nicht jetzt?
Ich liebe noch: ich bin derselbe, bloß
verträgt mein Kirschkern diese Erde nicht.
An diesem Ort sind gar die Mädchen falsch,
und nur die Bäume sind so herrlich wie bei uns.
9.2015
Die S-Bahn hält, ich steige aus. Innsbrucker Platz.
Ach, weißt du noch, wie wir als Kinder dachten,
da wär ein Tunnel in der Zeit, und immer nachts
über die Schienen klettern wollten, später lachten
über den Unsinn, den wir damals ausgedacht.
Die Zeit verging, sie hat uns nicht gefragt,
ob wir nicht etwas dort vergessen hatten.
Zwischen Westkreuz und Halensee, von hier nicht weit,
warfst du dich vor die S-Bahn. Immer nachts
komm ich hierher und such den Tunnel in der Zeit.
10.2014